Wer Generationen zusammenbringt, schafft Chancen
Die beiden Generationenberater Sacha Johann und Yannick Blättler zeigen auf, wie wir zielführend zusammenarbeiten und den Fokus auf die Gemeinsamkeiten statt die Unterschiede legen.
FOKUS: Sie beide beschäftigen sich mit dem Arbeitsmarkt. Können Sie ganz grundsätzlich sagen, welche Kompetenzen heutzutage Trumpf sind?
Yannick Blättler: Die Selbstverständnisse der jeweiligen Generationen zu kennen, finde ich wichtig. Wer diese dann zusammenführen kann, also ein Flair für die Menschen mitbringt, ist sicher erfolgreich. Dazu kommt natürlich ein digitales Verständnis, vor allem von Big Data, künstlicher Intelligenz, Datenbanken und virtuellem Raum.
Sacha Johann: Das kann ich unterstreichen. Vielleicht noch eine Ergänzung bezüglich Führung: Führungskräfte werden immer mehr zu Sparringpartnern und leben Demokratie mit Leitplanken.
Die dadurch gewonnenen Freiheiten fordern auch: Jede und jeder muss lernen, sich zu organisieren und Struktur in den Alltag zu bringen.
Blättler: Genau, und hier geht's um zwei Dinge: Einerseits müssen auch Vorgesetzte ihre Führungsfähigkeiten stets weiterentwickeln. Andererseits müssen die Mitarbeitenden wachsen. Ich hatte gerade letzte Woche ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin, die mit zu viel Freiraum Mühe bekundete.
Johann: Wichtig finde ich, dass Führungskräfte neben der Pflicht auch die Kür vorleben. Wenn Vorgesetzte auch mal früher gehen oder sich vom Homeoffice zu einer Sitzung zuschalten, spüren die Mitarbeitenden, dass neue Arbeitsformen akzeptiert sind.
Sacha Johann (links) und Yannick Blättler stellen fest, dass die Menschen Zugehörigkeit im Team suchen.
Yannick Blättler, was erhofft sich Ihre Kundschaft in Bezug auf die junge Generation?
Blättler: Wir werden oft für die Führungsentwicklung angegangen. Die Verantwortlichen dieser Firmen möchten dann wissen, wie sie mit jungen Mitarbeitenden am besten umgehen. Weiter ist digitales Employer Branding, also Personalakquise auf Snapchat, TikTok oder Instagram, ein grosses Thema.
Und wo liegen die Prioritäten der Generation Z? Wie möchte sie arbeiten?
Blättler: Flexibilität ist ein Riesenthema, das individuell interpretiert und ausgestaltet wird. Viele möchten schnell vorwärtskommen, gesehen und anerkannt werden. Weiter ist der Gen Z psychische Gesundheit sehr wichtig.
Bleiben wir bei Mental Health. Sacha Johann, Sie unterstützen Menschen, die sich beruflich in einer Sackgasse befinden. In welchem Spannungsfeld arbeiten diese?
Johann: Ich habe es oft mit Menschen zu tun, die jahrelang einen Job machen und irgendwann merken: Das passt nicht mehr. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit spielt hier eine grosse Rolle. Und das Schöne ist ja: Heute kann ich, auch wenn ich Anfang fünfzig bin, noch etwas verändern. Im Kollektiv merke ich eher, dass die psychologische Sicherheit in den letzten Jahren zu kurz kam. Nach Covid haben gewisse Angestellte die Verbindung zum Team verloren. Manchmal braucht es zwar einschneidende Ereignisse wie die Pandemie, die zum Handeln zwingen. Jetzt ist es aber wichtig, darauf aufzubauen und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit wieder zu stillen.
Wie schafft man das?
Blättler: Indem sich digitale und physische Zugehörigkeit ergänzen.
Johann: Employee Retention sollte genauso viele Ressourcen beanspruchen wie Employer Branding. Die Frage, die sich alle Unternehmen stellen sollten, lautet: Wie können wir unsere Mitarbeitenden bei der Stange halten?
Je nach Alter fällt die Antwort wohl anders aus.
Johann: Gesehen und gehört werden ist für sämtliche Generationen wichtig. Mit echter Anerkennung und Wertschätzung kommen die Firmen weit.