Wir fühlen den KMU den Puls

Publiziert
November 2022
Themen
Fokus 02/2022 Service

Die SZKB hat in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Wirtschaft einen neuen Indikator ins Leben gerufen. Der PMI zeigt, wie gut es den Schwyzer KMU geht und was sie am meisten beschäftigt.

 

Wen fragen Sie am besten, wenn Sie wissen wollen, ob die Produktion eines Unternehmens steigt oder sinkt? Natürlich die Einkaufsverantwortlichen. Sie stehen am Anfang der Produktionskette und planen den Einkauf von Materialien so, dass die richtige Menge an Fertigprodukten hergestellt werden kann.

 

Ein neuer Indikator für die Schwyzer Wirtschaft

Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers' Index oder PMI) sind bewährte Vorlaufindikatoren zur Messung der Konjunktur und werden weltweit in ähnlicher Form für Länder und Regionen berechnet. In der Schweiz ist die Konjunkturbeobachtung auf kantonaler Ebene nach wie vor unterentwickelt. Diesem Zustand möchten wir seitens der Schwyzer Kantonalbank nun entgegentreten und haben in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft den PMI Kanton Schwyz ins Leben gerufen.

Dabei befragt das Amt für Wirtschaft quartalsweise über 250 Industrie- und Dienstleistungs-KMU mit einem standardisierten Online-Fragebogen. Die Unternehmen antworten, ob ihre Produktion und weitere Indikatoren höher, gleich hoch oder tiefer als im Vorquartal liegen. Zusätzlich können die Unternehmen antworten, welche Güter teurer geworden sind, schwerer erhältlich sind und was die Gründe für diese Preisänderungen sind.

 

KMU leiden unter stark steigenden Einkaufspreisen

Das 3. Quartal 2022 zeigt im Kanton Schwyz ein gespaltenes Bild: Die KMU aus dem Industriesektor spüren den Abschwung der Weltwirtschaft. Der Industrie-PMI zeigt einen Wert von 49.9 Punkten und liegt knapp unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im Dienstleistungssektor stehen die Zeichen mit einem Wert von 57.8 Punkten jedoch weiterhin auf Wachstum.

Hauptsorge der KMU sind höhere Preise für Rohmaterial, Energie, Elektronik und Bauteile. Diese haben sich als Folge des Ukraine-Kriegs und der weltweiten Inflation innert Jahresfrist stark verteuert. 76 % der antwortenden Industrieunternehmen klagen über höhere Einkaufspreise gegenüber dem Vorquartal. Je nach Marktstellung können Unternehmen diese Zusatzkosten ihren Kunden weitergeben, was aber längst nicht überall gilt. 29 % der Dienstleister melden höhere Verkaufspreise, beim Rest bleiben die Preise gleich und bei ganz wenigen sind sie sogar gesunken.

Über ein Drittel der befragten Industrieunternehmen beklagt längere Lieferfristen. Die Einflüsse der weltweiten Pandemie-Massnahmen, der enormen Nachfrage im Jahr 2021 und der Engpässe auf den Handelsrouten wirken sich somit direkt auf die Schwyzer KMU aus. Sie haben in der Umfrage eine Reihe von schwer erhältlichen Gütern genannt von Maschinen, Elektronik über Eisenwaren bis hin zu Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. Industrieunternehmen haben ihren Lagerbestand an Rohmaterial gegenüber dem Vorquartal erhöht, wohl um gegen anhaltende Lieferschwierigkeiten gewappnet zu sein. Wir rechnen damit, dass sich die Situation auch für Schwyzer KMU allmählich normalisiert, da die weltweiten Lieferschwierigkeiten – insbesondere in Asien – abnehmen. Der nächste PMI-Quartalswert wird zeigen, ob dem so ist.

 

Schwyzer Wirtschaft prosperiert

Trotz all dieser Herausforderungen sind die Produktionsniveaus und der Auftragsbestand weiterhin intakt, im Dienstleistungssektor sogar klar in der Wachstumszone. 12 % der Industrie-KMU und 21 % der Dienstleister vermelden zudem eine höhere Beschäftigung als im Vorquartal. Dem gegenüber ist der Abbau von Arbeitsplätzen nur bei wenigen Firmen ein Thema. Der Arbeitsmarkt im Kanton Schwyz profitiert von neu geschaffenen Stellen.

Alles in allem wird auch die Schwyzer Wirtschaft von den weltweiten Turbulenzen erfasst. Der PMI zeigt an, dass die Industrie-KMU nahe an der Wachstumsschwelle sind. Der Dienstleistungssektor wächst sogar deutlich. Insofern sind wir hier wohl in einer klar besseren wirtschaftlichen Situation als in der Eurozone, wo die meisten Beobachter in den nächsten 12 Monaten mit einer Rezession rechnen.

(Dieser Artikel ist in der Ausgabe 02/2022 unseres KMU-Magazins FOKUS erschienen. Das Magazin erscheint zweimal jährlich und richtet sich speziell an Gewerbetreibende sowie Firmen und vereint aktuelle Themen, Firmenportraits, Erfolgsgeschichten oder auch Serviceleistungen.)