BSZ Stiftung engagiert sich für nachhaltige Eingliederung
Die BSZ Stiftung beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie wir als Gemeinschaft langfristig zusammenleben können. Und welche Rolle unterstützungsbedürftige Menschen dabei einnehmen.
Hertipark, Brunnen, erster Stock. Sascha Moser sitzt auf seinem Balkon und saugt das Geschehen um sich herum auf. Passanten schlendern vorbei, im Hintergrund rattert ein Zug, ein Nachbar hebt die Hand zum Gruss. Er zupft ein paar Blätter seines selbst gezogenen Feigenbaums zurecht, den er mitgezügelt hat. Seit ein paar Monaten wohnt Sascha Moser in dem bunt durchmischten, neuen Quartier und fühlt sich bereits wohl.
Wohnen, wo andere wohnen
Die BSZ Stiftung mietet hier acht Wohnungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf und bietet unterschiedliche Hilfeleistungen nach dem Service-Prinzip. Ähnlich wie die Spitex in der Altersversorgung. Für Rolf Müller, CEO der BSZ Stiftung, ein Paradebeispiel für zukunftsorientierte Wohnformen: «Wir streben Plätze mitten in der Gesellschaft an», sagt er. Besonders in der Immobilienstrategie komme das zum Tragen: «Neubauten müssen nicht bloss den heutigen Bedürfnissen entsprechen, sondern auch in dreissig Jahren noch funktionieren.» Neben der sozialen gehören also auch wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit bei der BSZ Stiftung als drittgrösste Arbeitgeberin im Kanton selbstverständlich dazu. «Wir denken weniger in der Gegenwart, und mehr in der Zukunft», bilanziert Rolf Müller.
Diese Zukunft unterscheidet sich stark von den heutigen Massstäben. Der Umgang mit Menschen, die Unterstützungsbedarf haben, hat sich in knapp fünf Jahrzehnten BSZ Stiftung (siehe Box) enorm verändert. Und: Der Wandel ist noch lange nicht vorbei. Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich auch die Schweiz offiziell zu einer inklusiven Gesellschaft bekannt. Das bedeutet: Alle Menschen sollen teilhaben können am öffentlichen Leben. Auch solche mit Unterstützungsbedarf.
Teilhabe als Gradmesser
Was das konkret bedeutet und wie wir es schaffen, als Gesellschaft nachhaltig sozial unterwegs zu sein, sind Fragen, die Rolf Müller täglich beschäftigen. Er ist seit zwei Jahren CEO der BSZ Stiftung und hat schon einiges in Bewegung gesetzt. «Zahlen wir mit unserem Handeln aufs Konto der Teilhabe ein? Diese Frage stellen wir bei all unseren Entscheiden», erzählt Rolf Müller. «Dabei hinterfragen wir auch uns selbst immer wieder.» Wo sich wie im Hertipark Chancen eröffnen, versucht die BSZ Stiftung, diese zu packen und damit bestehende Grenzen aufzuweichen.
Viel im Tun ist zurzeit in Bezug aufs Arbeiten: Im Zuge der Rationalisierung lagern viele Unternehmen heute ineffiziente Arbeitsschritte aus, Jobs ohne Zeitdruck gibt es immer weniger. «Wir besprechen deshalb mit zahlreichen Firmen, wie sie ihre soziale Verantwortung wahrnehmen können – ohne auf Digitalisierung und Effizienz verzichten zu müssen.» Rolf Müller führt aus: «Produziert man beispielsweise bei uns Teile auf Lager und auf Abruf, kann dieser Schritt in der Prozesskette beim Unternehmen wegfallen. Sobald der Faktor Zeit wegfällt, ist für uns vieles einfacher.» Für die agogische Begleitung, wie es in der Fachsprache heisst, steht die BSZ Stiftung den Betrieben zur Seite. Dieser Dialog mit lokalen Unternehmen beginne zu fruchten, wodurch schon einige spannende Modelle im ersten Arbeitsmarkt entstanden seien. Ein aktuelles und besonders nachhaltiges Herzensprojekt der BSZ Stiftung ist auch das Projekt «Restwert» (siehe Box).
«Es ist eine Metamorphose»
Dass Inklusion nicht von heute auf morgen gelingt, sondern eben nachhaltig umgesetzt werden muss, ist klar. Die Herausforderungen liegen dabei weniger in offensichtlichen, leicht umsetzbaren Massnahmen wie dem hindernisfreien Bauen. Komplizierter werde es bei all den zwischenmenschlichen Spannungen, die im Zusammenleben auftauchen können, sagt Rolf Müller. Er geht deshalb davon aus, dass wir parallel noch lange separierte Strukturen haben werden. «Es ist eine langsame Metamorphose.» Gleichzeitig plädiert er dafür, soziale Verantwortung nicht einzelnen Akteuren zu delegieren. «Sie ist Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Ich würde mir wünschen, dass Bauherren, Arbeitgeberinnen und viele andere bei ihren Projekten Inklusion mitdenken. » Dann würde die BSZ Stiftung immer öfter den Lead abgeben – und als Partnerin nachhaltig neue Wege mitgestalten.
Aktuell lanciert die BSZ Stiftung das schweizweit bereits etablierte Projekt «Restwert» im Kanton Schwyz. Es erfüllt gleich mehrere wichtige Ziele: Einerseits schont es die Umwelt, indem Objekte weiterhin gebraucht statt weggeworfen werden. Andererseits fördert es die soziale Integration.
Und so funktioniert es: In der ganzen Schweiz entstehen Annahmestellen für ausgediente, aber noch funktionstüchtige Gegenstände. Die BSZ Stiftung eröffnete Ende Oktober in Steinen eine Filiale. Die Mitarbeitenden fotografieren die Objekte und erstellen auf dem Online-Auktionshaus Ricardo ein Inserat. 70 Prozent des Erlöses geht an die Verkäuferschaft, 30 Prozent gehört «Restwert».
Damit schafft die Stiftung zwölf moderne, zeitunkritische Arbeitsplätze und fördert die Kreislaufwirtschaft. Wichtig dabei ist: Ob die Arbeit von einer Person mit Unterstützungsbedarf, einer Studentin oder sonst jemandem ausgeführt wird, ist zweitrangig.